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April 2014

April 2014

Harland / St. Pölten / Österreich / Europa / April 2014
Liebe SelbstbesteuerInnen und InteressentInnen der GILKAN-HORIZONSCHOOL
in Adom City AC 97/6, Kasoa – off Winneba Road, Central Region,
Ghana, West Africa!
Melde mich nach einer wirklich tollen Schulwoche zunächst einmal mit einer
vollständigen und berichtigten Schuladresse (siehe oben) zurück. Vollständig, weil der
ganze Ort Adom City, wo sich die Schule befindet, seit kurzem Hausnummern
erhalten hat (siehe Schulansicht 1) und berichtigt, weil ich die Schule schon seit
geraumer Zeit immer dem Distrikt Greater Accra statt Central Region (vergleichbar
unseren Bundesländern) zugeordnet habe.
Wie angekündigt besuchten Silvia und ich in der ersten Februarwoche Jonathan, um
im Speziellen alles, was die Schule betrifft, zu erkunden – und diese Erkundung sollte
uns die ganze Woche positiv in ihrem Bann halten.
Die erste Überraschung lieferte Jonathan bereits als er uns samstagabends vom
Flughafen in Accra abholte und von bis zu 150 Kindern in der Schule sprach. Da
meine letzten Informationen sich um die 50 bis 60 SchülerInnen bewegten dachte
ich zunächst an einen Hörfehler und ging nicht weiter darauf ein.
Tags darauf am Sonntag staunten wir dann nicht schlecht, wie weit der Ausbau des
ersten Stockes schon fortgeschritten ist - 3 Räume sind schon überdacht und als
Klassenzimmer in Betrieb (siehe auch Bild Schulansicht 2).
Und spätestens ab Montag, als wir als Zaungäste (wir wohnten wie immer in
Jonathans Haus, dass gleich an das Schulareal grenzt) die morgendliche Versammlung
aller SchülerInnen und LehrerInnen im Schulhof mitverfolgten, war klar, dass die
Schule vor allem im zurückliegenden Jahr einen kräftigen Wachstumsschub erfahren
hat ( die annähernd 150 SchülerInnen sind Realität).
Außer montags, wo wir nur kurz zur Begrüßung in den verschiedenen Klassen
vorbeischauten und erst am Nachmittag nach einer aufreibenden Postkartensuche
wieder in der Schule eintrafen, waren wir von Dienstag bis Freitag fast immer
tagesfüllend vor Ort. Wir nahmen sowohl am Unterricht in allen Klassen und bei allen
LehrerInnen als auch an den sonstigen Aktivitäten ( Theater-, Tanz- und
Trommelgruppe, Quizvormittag) in dieser Woche teil und konnten uns so von der
wirklich engagierten und kindgerechten Arbeit der LehrerInnen überzeugen.
Das fröhliche und freundliche Temperament der Kinder tat ihr Übriges, dass wir uns
sowohl innerhalb als auch außerhalb der Unterrichtseinheiten sehr wohl fühlten.
Und als durchaus unterhaltsamen Nebeneffekt konnten wir für uns durch dieses
Schulbankdrücken Inhalte in den verschiedenen Fächern (Englisch, Französisch,
Mathematik, EDV, Politische Bildung,…) wieder auffrischen.
Konkretes zur Schule
Die GILKAN – HORIZON – SCHOOL umfasst jetzt 10 Klassen, wobei die ersten 4
Klassen – Creche, Nursery, Kindergarten 1 und Kindergarten 2 den Vorschulbereich
abdecken – und die Klassen 1 bis 6 unseren Schulstufen entsprechen. Zum
Unterschied von uns werden aber alle Klassen ( außer vielleicht der Creche Klasse –
die Kinder sind ca. zwischen einem halben und zweieinhalb Jahre) dem Schulbereich
zugeordnet. Dass äußert sich beispielsweise darin, dass in der nächsten Klasse
Nursery (die Kinder sind ca. 3 bis 4 Jahre) schon sehr „ schulisch ’’ Bücher und Hefte
etwa fürs Buchstaben- und Zahlenlernen zum Einsatz kommen (siehe Bild Nursery).
An der Schule unterrichten zurzeit 7 Lehrerinnen und 7 Lehrer, es gibt eine Köchin
für Mittagessen und z.T. auch Frühstück und eine fixe „Hilfslehrerin ’’, die auch die
Reinigungsarbeiten erledigt.
Mit dem Stundenplan der 4. Klasse Volksschule (siehe Bild) lässt sich auch gut ein
allgemeiner Einblick in den Schulalltag geben:
Arrival = Eintreffen der Kinder ab 6.30 Uhr in der Früh
Silence hour = die Kinder sind in ihren Klassen und bereiten sich auf den
Unterricht vor (von 7.30 bis 8.00 Uhr)
Assembly = alle Kinder und Lehrer versammeln sich im Schulhof und nach dem
Gebet (Vater unser), dem Singen der Schulhymne und
Infos an die SchülerInnen marschieren die Kinder, begleitet von
intensiven Trommelrhythmen in ihre Klassen, wobei die Älteren
ein paar Schulhofrunden mehr zu drehen haben.
Der weitere Ablauf des Schultages ist hoffentlich halbwegs aus dem Plan
herauszulesen.
Zur Erklärung zu den Unterrichtsfächern:
C. E. meint Citizenship Education = Staatsbürgerkunde; INT. SCIENCE steht für
Integrated Science = Sachunterricht (Physik, Chemie, Biologie); I.C.T. bedeutet
Information Communication Technology = EDV; C. ARTS für Creative Arts =
Bildnerische Erziehung; FANTSE ist eine wichtige, regionale Sprache in der Gegend
der Schule; R.M.E. ist Religious Moral Education = Ethikunterricht unter Einbindung
der großen Weltreligionen und afrikanischer Spiritualität; WORSHIP ist wieder
religionsübergreifender Gotteslob ( mit Gebet, Gesang, Tanz und Trommel) für alle
Klassen gemeinsam ; P.E. steht für Physical Education = Turnen, Leibesübungen und
die EXTRA CLASSES meinen fächer- und klassenübergreifende Aktivitäten wie die
oben erwähnten Theater-, Tanz- und Trommelübungen und Ähnliches. In späterer
Folge ist hierbei auch die spezielle Kunstförderung für interessierte Kinder geplant,
die Jonathan nach wie vor sehr am Herzen liegt (für Erwachsene bietet er ja schon
immer Kunstunterricht im Zeitrahmen von Nachmittagen oder Wochenenden in seiner
Werkstatt an).
Die Leitung der Schule hat Jonathan´s Frau Eunice inne, die von den Kindern mit
„ Mami ’’ angesprochen wird. Entsprechend ist Jonathan dann der „ Dadi ’’, der das
Bauliche überhat. Eunice unterrichtet so wie bei uns eine freigestellte Direktorin
nicht direkt, sondern kontrolliert die Arbeit der LehrerInnen und erhebt ab und zu
ihre Stimme für Allgemeines beim morgendlichen Assembly. Sie ist wirklich
tagtäglich von ca. halb sieben in der Früh bis um halb fünf am Nachmittag in der
Schule ( ihrer früheren Arbeit in einem Krankenhaus in Accra kann sie
verständlicherweise nicht mehr nachgehen)– Tochter Karin hilft momentan noch
administrativ mit bis sie vielleicht wie ihr älterer Bruder Gilbert zu einer „besser
bezahlten Arbeit’’ wechselt. Gilbert arbeitet jetzt in einer Softwarefirma in Accra.
Stichwort – „besser bezahlte Arbeit’’ - Die LehrerInnengehälter bewegen sich von
ca. 80 bis 140 €, je nach Ausbildungsgrad und Stundenausmaß. Das entspricht in etwa
einer Verdopplung bis zu einer Verdreifachung vor 3 Jahren – ist aber nach wie vor
weniger als in öffentlichen Schulen. Als Ersatz für diese finanzielle
Schlechterstellung bietet die GILKAN – HORIZON – SCHOOL aber einen
geordneten, sauberen und kreativen Arbeitsplatz mit überschaubaren Klassen, was
bei öffentlichen Schulen = Public Schools leider fast nicht der Fall ist.
(Jonathan und Eunice sind ja vor 12 Jahren wegen diesem Mangel an geeigneten
Einrichtungen für die jüngsten und jüngeren Kinder in ihrer Umgebung mit dem
Schulprojekt initiativ geworden. Trotzdem sich die Situation an den öffentlichen
Schulen laut Jonathan doch auch ein wenig verbessert hat - ohne den privaten
Schulsektor könnte weder quantitativ noch qualitativ der Unterricht der Kinder im
schulpflichtigen Alter abgedeckt werden.)
Das LehrerInnenteam arbeitet in unserer Wahrnehmung wirklich als Team und das
sehr engagiert und kreativ, wir haben aber auch mitbekommen, dass einige nur dann
langfristig bleiben können, wenn auch der Gehalt steigt. Jonathan und Eunice sind
sich dieser Situation sehr bewusst – ihre Strategie dazu:
Mit dem weiteren Anwachsen der SchülerInnenzahl kann die Auslastung der Klassen
vergrößert werden ohne den LehrerInnenstand wesentlich erhöhen zu müssen –
momentan haben ja die 4 höheren Klassen zusammen nur 30 SchülerInnen
(Voraussetzung ist natürlich, dass die restlichen drei Räume im 1. Stock benützbar
sind und dies wird jetzt hauptsächlich in den Ferien vom 17. 4. bis zum 6. 5. 2014
versucht zu bewerkstelligen). Die Aufbruchsstimmung ist spürbar und Edward, einer
der Lehrer, hat mir sehr selbstbewusst geweissagt: „Bald sind wir 300 ’’
Das oben gezeichnete positive Umfeld der Schule gilt natürlich in gleicher Weise für
die Kinder. Als weiteres großes Plus der Schule ist die durchgehende Betreuung und
Beaufsichtigung der Kinder von der Früh bis zum späten Nachmittag von den Eltern
sehr geschätzt und als besonderes Special werden bei Bedarf Kinder im
angrenzenden Wohnhaus von Jonathan bis zum Abend weiterversorgt, wenn die
Eltern nicht rechtzeitig zum Abholen kommen können.
Das Schulgeld liegt nach wie vor bei 15 € / Monat und ist somit seit 3 Jahren
unverändert (bei vergleichbaren öffentlichen Schulen - von der es aber nur eine in
der näheren Umgebung von Jonathan gibt - wird bis zur 6. Schulstufe kein
eigentliches Schulgeld verlangt – es fallen aber Kosten von ca. 6 - 8 € / Monat für
Schulkleidung, Bücher, Hefte, … und für die Mahlzeiten an – ab der 7. Schulstufe
wird auch hier Schulgeld einbehalten, was sich so in Summe auf 12 € / Monat beläuft
– aber wie gesagt leider alles in einem nicht so tollen Rahmen, was Qualität des
Unterrichts, Klassenschülerzahlen – 40 bis 60, Hygiene, Bausubstanz und
Betreuungszeitausmaß betrifft).
Es gilt aber nach wie vor der für uns so wichtige Grundsatz, mit dem Jonathan auch
angetreten ist (no chains of impediments = keine Ketten der Verhinderung):
Finanzschwäche darf kein Ausschließungsgrund für den Schulbesuch sein – es wird
immer nach Wegen gesucht, den Schulbesuch bei „ernsthafter Schulwilligkeit’’ zu
ermöglichen (Stundung, die Kinder bringen Naturalien mit, die Eltern helfen in der
Schule mitArbeitsleistung, ….) . Dass dies nicht immer leicht ist und nicht unbegrenzt
erfüllt werden kann – die Schule lebt nun mal zu einem guten Teil vom Schulgeld der
Kinder – liegt auf der Hand. Es ist aber ein Ziel, welches immer angestrebt wird.
Und spätestens hier ist es höchste Zeit, euch für die Unterstützung wieder herzlich
zu danken. Seit November 2013 bis Ende März 2014 konnte ich die beachtliche
Summe von 2413 € der Schule zukommen lassen – DANKE für dieses großzügige
Teilen. Um die Summe besser zu verdeutlichen haben wir pro Monat ( ca. 500 € ) gut
fünf LehrerInnengehälter bezahlt oder das Schulgeld für fast 40 Kinder
kompensiert.
Aus der persönlichen Erfahrung gehe ich davon aus, dass ein Euro in Ghana 7 bis 12
Euro wert ist - reisserisch ausgedrückt – „das Teilen mit unseren afrikanischen
Geschwistern ist eine unglaublich ertragreiche Anlageform mit bis zu 1200%
Rendite.’’
Zur Bezahlung der 22 bedruckten Poloshirts, die wir für die erwachsenen
SchulmitarbeiterInnen im Gepäck hatten (siehe Bild) habe ich 200 € des
Spendenaufkommens (nach Rücksprache mit einigen SpenderInnen) verwendet (schon
von den 2413 € abgezogen). Die restlichen 354,40 € sind mein Privatvergnügen.
Um nicht einen geplanten Vortragsbesuch am 9. April zu vereiteln, wenn ich hier
schon alles über die Schule ausplaudere, beende ich jetzt einmal die
Berichterstattung über unsere Erfahrungen zur GILKAN – HORIZON – SCHOOL, um
mich im Sommer oder Herbst in einem 2. Infoblock zur Schule zurückzumelden.
Ausblick
Zunächst natürlich noch einmal herzliche Einladung zum Vortragsabend (siehe
Einladungsanhang).
Für die Schule steht jetzt zu Ostern eine wichtige Bauetappe zur Fertigstellung der
drei restlichen Klassenräume an.
Da wir die Schule als lebendigen, bunten und freundlichen Lebens- und Lernort
erfahren haben, bitte ich euch weiterhin, der Schule in eurer entsprechenden Art
und Weise verbunden zu bleiben. Unser Teilen ermöglicht es der Schule gerade dort
anzusetzen wo Bedarf besteht: Sei es der notwendige Baufortschritt, die
Nachbesserung der LehrerInnengehälter oder das Kompensieren fehlender
Schulgeldzahlungen.
Letztlich läuft ja sowieso alles in dem einen Schulbudget zusammen, wobei die
Verwendungspriorität unserer Zuwendungen (durchschnittlich 300 € / Monat, was
nach meiner Umrechnung in Ghana den Wert von 2100 bis 3600 € hat) in den Händen
von Jonathan und Eunice liegt, was nach momentaner Schulsituation sehr positiv zu
bewerten ist.
Soweit ich weiß, agieren aber Jonathan und Eunice nicht im luftleeren Raum - es gibt
laut Jonathan genauso wie bei uns Schulkonferenzen, wo sich alle Beteiligten
einbringen und Besprechungen im kleineren Kreis, die alles Schulische behandeln.
Ferner ist die GILKAN – HORIZON – SCHOOL Mitglied bei einem Verband von
Privatschulen, der seine Interessen auch vor dem Staat vertritt.
Wie schon früher erwähnt erhalten in Ghana die Privatschulen für den laufenden
Betrieb keine Unterstützung vom Staat, auch wenn sie Öffentlichkeitsrecht besitzen
und Schullizenz zahlen müssen, wie bei unserer GILKAN – HORIZON - SCHOOL. Die
Hoffnung, dass der Staat Ghana in Zukunft den laufenden Betrieb der anerkannten
Privatschulen vor allem in den ländlichen Gebieten zumindest etwas unterstützt, lebt
aber aufgrund einer vorhandenen politischen Diskussion darüber. In absehbarer Zeit
ist aber mit einer Umsetzung dieser Hoffnung nicht zu rechnen.
Über eine Einladung von Jonathan zu uns haben wir noch nichts Konkretes geplant -
zum Einen ist Jonathan immer wieder wegen seines zu hohen Blutdrucks nicht ganz
fit und zum Anderen fehlt momentan schlichtweg das nötige Kleingeld, um über die
normale, notwendige Schulunterstützung hinaus einen Besuch von Jonathan bei uns zu
finanzieren. Der frühestmögliche Zeitraum wäre in der 2. Augusthälfte, wenn in
Ghana auch Ferien sind und wahrscheinlich eine gewisse Fertigstellung des 2. Stockes
der Schule abgeschlossen sein wird – wir werden sehen.
So verbleibe ich dankend und sehr froh über das, was wir mit unserem Teilen
bewirken und mitbewirken konnten. Aufgrund der letzten persönlichen Erfahrungen
mit „unserer’’ Schule blicke ich auch sehr gelassen in die Schulzukunft.
Danke im Namen unserer afrikanischen Geschwister
GOTTES SEGEN
Siegfried / Sigi
Spendenkonto: Siegfried Wagner, Schulprojekt Ghana – Sparkasse NÖ, am
Schwaighof, IBAN: AT26 20256 01601619321; BIC: SPSPAT21XXX
Siegfried Wagner, 3100 St. Pölten / Harland, Salcherstrasse 15; Tel: 0699
11610486
Mail: siegfried_wagner3@aon.at